Menschenrettung im Fokus

Am frühen Freitagabend, den 05. Mai, wurde die Hauptstraße in Höhe des Weinguts Leonhard zum Schauplatz einer gemeinsamen Einsatzübung der Wehren aus Pleitersheim und Pfaffen-Schwabenheim. Mancher Autofahrer war sichtlich überrascht, als er (oder sie) sich in der ohnehin beengten Gasse unvermittelt an Einsatzfahrzeugen unter Blaulicht und sich eilig ausrüstenden Atemschutzgeräteträgern vorbeischlängeln musste.

Das von der Pleitersheimer Wehrführung ausgearbeitete Übungsszenario ging von einer Gasverpuffung aus, die einen mit Abfallstoffen befüllten und direkt an einer Hauswand stehenden Container in Brand gesetzt hatte. Toxische Rauchgase drangen in der Folge über ein geöffnetes Fenster in das Gebäude ein, in dem – so informierte eine Zeugin die anrückenden Einsatzkräfte – sich noch ein Kind aufhalte. Darüber hinaus wurde eine weitere Person im angrenzenden Weinkeller als vermisst gemeldet.

Während der räumlich begrenzte Brandherd eine rasch unter Kontrolle zu bringende Gefahrenquelle darstellte, entwickelte sich die Menschenrettung aufgrund der knappen personellen Ressourcen zur eigentlichen Herausforderung des Übungseinsatzes. Folgerichtig konzentrierte sich die Pleitersheimer Wehr zunächst auf den Aufbau der Löschwasserversorgung, denn erst mit Eintreffen der Pfaffen-Schwabenheimer Kameraden standen ausreichend Atemschutzgeräteträger zur Verfügung, um die Suche nach den beiden vermissten Personen aufnehmen zu können. Je ein Trupp stieß in das (wegen Renovierungsarbeiten leerstehende) Gebäude sowie in den Weinkeller vor, durchkämmte diese Raum für Raum, bis die Zielpersonen schließlich gefunden und in Sicherheit gebracht werden konnten.

Doch endete der Einsatz damit nicht. Im Weinkeller war der vorgehende Trupp auf einen austretenden Gefahrstoff (Schwefeldioxid) gestoßen, der zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand bei der vermissten Person geführt hatte. Unmittelbar nach der Rettung aus dem Wirkungsbereich musste daher eine Herz-Lungen-Wiederbelebung eingeleitet werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des bereits nachalarmierten Rettungsdienstes zu überbrücken.

Übungen unter realitätsnahen Bedingungen, so aufwendig diese in der Vorbereitung mitunter auch sein mögen, erlauben es den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, Fehler zu machen, auf dass diese sich in einem echten Einsatz nicht wiederholen. Der Blick wird geschärft für unerwartete Probleme oder noch nicht sicher sitzende Handgriffe. Letztlich ist alle Theorie grau, bis sie in der Praxis auf die Probe gestellt wird. Ein erfolgreicher Übungsabschluss gibt den Kameradinnen und Kameraden nicht zuletzt die Selbstsicherheit, dem Ernstfall gewachsen zu sein.

Wir bedanken uns im Besonderen beim Weingut Leonhard für die Bereitstellung des Übungsgeländes sowie bei den Helferinnen und Helfern im Hintergrund, die uns bei der Darstellung des Einsatzszenarios oder der Vorbereitung der an die Übung anschließenden Verpflegung tatkräftig unterstützten.

Zum Abschluss sei noch ein amüsanter Zwischenfall erwähnt: Aus dem verrauchten Gebäude erreichte ein Funkspruch die Einsatzleitung, wonach beide (!) Kinder nun gefunden seien und der Rückweg angetreten werde. Dies war insofern recht erstaunlich, da im Vorfeld lediglich ein Übungsdummy versteckt worden war. Als der Trupp das Gebäude schließlich verließ, hielt er triumphierend eine Spielzeugpuppe in die Höhe, die man für das gesuchte Kind gehalten hatte.

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